Hi,
Post by Dieter StockertWobei ich bei den Arbeiten, die ich setze, praktisch nie eine
Fußnotenlinie setze. Schon der selige Typo-Papst Jan Tschichold war der
Meinung, die ist überflüssig. Fußnoten setzen sich genügend ab durch
Schriftgrad, Einrückung, Zeilenabstand, Abstand vom Haupttext.
Einrücken würde ich Anmerkungen nicht. Sie sollten für mein Empfinden
schon mit dem linken Satzspiegelrand beginnen. Was den Abstand betrifft,
so kann er vor allem bei kleineren Büchern, etwa Taschenbüchern aus
Platzgründen nicht so deutlich sein, dass er ohne Trennung auskommt.
Hier hat die Linie für meinen Geschmack durchaus eine Funktion. Außerdem
können in Büchern oder besonders Zeitschriften ja noch andere Textarten
vorkommen, die einen ähnlichen Schriftgrad wie die Anmerkungen haben.
Wie auch immer; verzichte auf die Linien, aber dann musst Du eben auch
überall gleichmäßige Abstände gewährleisten (bei registerhaltigem
Haupttext!) und gleichzeitig darauf achten, dass Ziffer und Anmerkung
auf der gleichen Seite erscheinen.
Post by Dieter StockertPost by Torben AnschauDa sich bei nachfolgender Bearbeitung meistens Texte und
damit auch Anmerkungen verschieben, kann das in fürchterlicher Fuddelei
ausarten.
Dem Feierabend-Setzer macht das Spaß, wenn man damit Geld verdient,
mag's nicht mehr so lustig sein.
Das ist unter heutigen Bedingungen manuell unmöglich. Bei solchen
Schinken verdient man real ohnehin kein Geld, es sei denn ein
Riesenverlag steht dahinter oder der Name ist etabliert.
Obwohl: Nach vielen Hundert Seiten mit
Post by Dieter StockertFußnoten finde ich's gar nicht mal so wild, man kriegt Erfahrung und
dann geht das auch recht schnell.
Ja, das muss gehen, weil man auch früher ohne Computer Bücher mit
Fußnoten gesetzt hat. Ich finde aber, das kann es heute nicht mehr sein.
Bei aller Liebe zum Handwerk. Wenn der Text wirklich final stehen würde.
Aber in der Praxis muss man eh wieder an fünfzig Stellen was ändern.
Jedes mal ein neuer Umbruch von hinten nach vorne, nach dem man evtl.
sowieso schon mit Hurenkindern, Schusterjungen und falschen Trennungen
gekämpft hat.
Post by Dieter StockertWenn's schnell gehen soll ja. Wenn man aber den Umbruch möglichst
weitgehend selbst steuern möchte, ist man mit der Calamus-Methode
flexibler.
Nein. Zumindest nicht bei den Möglichkeiten von Ventura. Außerdem geht
das manuelle ja trotzdem.
Im Falle von Indesign musst Du dann eben ohne echte Fußnoten arbeiten.
Aber die Fußnoten felsenfest nummeriert zu haben, ist ab einem
bestimmten Status noch eher erreicht als ein hundertprozent fertig
gesetzter Text ohne jeglichen Änderungsbedarf.
Post by Dieter StockertPost by Torben AnschauEin Hack ist das ganze in Indesign deswegen, weil das dem sonstigen
Konzept nicht entspricht. So ignoriert etwa der Fußnotenbereich eines
Textrahmens jegliche Umbruchfunktionen. Die Spaltenzahl wird immer vom
Textrahmen übernommen, habe ich also einen zweispaltigen Textrahmen,
sind die Fußnoten auch zweispaltig.
Das finde ich nun ziemlich schwach. Bei dem, was InDesign sonst so alles
können soll, hätte ich in dem Punkt mehr erwartet. Kommt mir vor wie bei
Word, wo auch viele Funktionen nicht durchdacht und schlecht
implementiert sind.
Naja, das sind halt Probleme mit den Prinzipien von Indesign. Ich kann
mir schon vorstellen, dass das Programmiertechnisch alles andere als
einfach war. Nur denke ich, im Regelfall ist das Verhalten ja auch korrekt.
Zweispaltiger Satz = zweispaltige Fußnoten.
Außerdem war das in CS2 ja die erste Implementation dieser Funktion. In
CS3 haben sie da leider nix groß verändert, sondern sich um die vielen
anderen Baustellen und neuen Funktionen gekümmert.
Insgesamt kann man damit schon leben.
Es ist halt derzeit das einzige Programm, bei dem man wirklich
anspruchsvollste und flexible Gestaltung und Typografie mit solchen
Mengensatzfunktionen kombiniert hat. Ursprünglich war es ja ein reines
Akzidenzsatzprogramm wie Quark.
Ich habe inzwischen Bücher gesehen, wo man sehr wohl kreative Elemente
integriert, etwa vor einigen Jahren das Buch von Bill Wyman. Sowas wird
mit Indesign derzeit am elegantesten machbar sein.
Post by Dieter StockertPost by Torben AnschauAll diese Funktionen sind aber besser als manuelles Friemeln am
Fußnotensatz.
Da kann man anderer Meinung sein.
Wieso? Kannst ja immer noch Friemeln.